Take off for radical green

Stakeholderworkshop „Das System Luftfahrt neu denken“ – wie Akteure der österreichischen Luftfahrt ein Alleinstellungsmerkmal für eine grüne Zukunft schaffen

Die EU hat sich mit dem Green Deal ambitionierte Umweltziele gesetzt. Um die Vision eines klimaneutralen Kontinents zu realisieren, stellt sich für die Luftfahrt die Herausforderung einer grundlegenden Veränderung: effizientere Technologien, neue Antriebsformen und SAF (Sustainable aviation fuels).
Nachhaltige Flugtreibstoffe (Sustainable Aviation Fuels, SAF) sind laut Definition der Europäischen Kommission Treibstoffe, welche mithilfe nicht-fossilem CO2 durch „Power-to-Liquid"-Verfahren (synthetische Treibstoffe) oder aus Reststoffen wie Biomasse, kommunalen Abfällen oder Fetten aus biologischem Ursprung (Biotreibstoffe) hergestellt werden können. Ebenso kommt Wasserstoff als relevanter Energieträger zum Einsatz. Wasserstoff kann für die Herstellung synthetischer Treibstoffe eingesetzt werden. Er wird auch als Treibstoff direkt zum Einsatz kommen: für Regional- und Kurzstreckenflüge in Brennstoffzellen und in der Mittelstrecke durch Direktverbrennung in Flugzeugturbinen.

Nachhaltige Kraftstoffe zählen als klimafreundlich, da bei ihrem Einsatz nur das für die Herstellung eingesetzte CO2 freigesetzt wird. Dadurch haben sie das Potential, die Treibhausgasemissionen von Flugzeugen erheblich zu senken. Weltweit ist dieses Potential derzeit jedoch weitgehend ungenutzt, da SAFs nur 0.05% des gesamten Düsenkraftstoffs ausmachen. Das Ziel der EU, durch den Europäischen Green Deal sowie das Fit for 55 Maßnahmenpaket, erfordern Emissionen des Transportsektors bis 2050 um 90% (verglichen zu 1990) zu verringern und setzt in der ReFuelEU Aviation Verordnung Beimischverpflichtungen von SAF ab 2025 fest. Diese Treibstoffe sind ein Element neben technologischen Entwicklungen, operationellen Verbesserungen und marktbasierten Instrumenten, um Emissionen in der Luftfahrt nachhaltig zu verringern. Dies wird auch von Österreich als Chance für Forschungstätigkeiten und Innovationen österreichischer Stakeholder für eine grüne Zukunft wahrgenommen.

Neue Antriebskonzepte wie elektrische & hybrid-elektrische Antriebe, die Direktverbrennung von Wasserstoff oder die Verwendung von biogenen oder synthetischen SAF erfordern ein gesamtheitliches innovatives Entwickeln neuer Lösungen für das System Luftfahrt. Seine vielfältigen Anforderungen an Flugzeugdimensionen & Streckenkategorien, von Entwicklung bis Überlegungen zu Systemfähigkeit umfasst gemeinsame Handlungen durch Politik, Wirtschaft und Wissenschaft und Partizipation aller Stakeholder.
Im Namen des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) lud die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) zum online Workshop „Take Off for Radical Green" am 09.03.2022. Ziel des Workshops war es mit interessierten Stakeholdern – über die einzelne Organisationsperspektive hinaus – die Zukunft bis 2040 „radical green" für die Luftfahrt zu denken: Was können wir gemeinsam tun, um ein Alleinstellungsmerkmal für die österreichische Luftfahrt(zuliefer)industrie und –verkehrswirtschaft zu schaffen? Welche notwendigen FTI Initiativen/Themen/Vorhaben zu Sustainable Aviation Fuels (SAF) - Biotreibstoffe, synthetische Treibstoffe, Wasserstoff - Entwicklung und Systemfähigkeit – braucht es, um die grüne Zukunft zu erreichen?

Co-Creation Workshop zur Take Off Ausschreibung „Radical Green" im Herbst 2022

Im Sinne der europäischen und nationalen Ziele wie der ACARE (Advisory Council for Aviation Research in Europe) New Vision und dem EU Green Deal erarbeitet das BMK derzeit das Schwerpunktthema der Energiewende in der Luftfahrt. Österreich will die von der EU festgelegten Ziele nicht erst 2050, sondern bereits 2040 erreichen, wodurch eine gemeinsame Anstrengung aller Akteure notwendig wird. National bearbeitet das BMK zusammen mit der FFG und AustriaTech einen breit angelegten Stakeholderprozess, um die Herbstausschreibung 2022 zu gestalten.
Der am 09.03.2022 stattgefundene Stakeholderworkshop „Take Off for Radical Green"erarbeitete mit Teilnehmer:innen aus OEMs, Zulieferindustrie, Flughäfen, Forschungseinrichtungen, Energie- und Systemherstellern, Treibstoffherstellern sowie Fachhochschulen, Universitäten und Interessensvertretungen was gemeinsam dafür getan werden kann, um für die österreichische Luftfahrt(zuliefer)industrie und –verkehrswirtschaft ein Alleinstellungsmerkmal zu schaffen als auch welche notwendigen FTI Initiativen, Themen oder Vorhaben zu SAFs - Biotreibstoffe, synthetische Treibstoffe, Wasserstoff - Entwicklung und Systemfähigkeit - benötigt werden. In dem Ideen- und Brainstormingprozess wurden Nutzen und Bedarfe identifiziert und analysiert, welche Akteure und Prozesse Österreich zukünftig benötigt werden. Die Ergebnisse sind wesentliche Inputs zur Vorbereitung der Take Off Herbstausschreibung.

Behandelte Themen aus dem Workshop dienen als Input, um Maßnahmen zu erarbeiten und abzuleiten, wie eine grüne Zukunft bestmöglich von Fördergeberseite unterstützt werden kann.

Mittels Brainstormingmethoden, einem Blick in die Zukunft und Beiträgen innerhalb und außerhalb der Organisationsperspektiven der Teilnehmer:innen wurde ein Verständnis für gemeinsam benötigte Handlungen und notwendige FTI (Forschung, Technologie und Innovation) Initiativen, Themen und Vorhaben erarbeitet.

"Was können wir gemeinsam tun, um für die österreichische Luftfahrt(zuliefer)industrie und – verkehrswirtschaft ein Alleinstellungsmerkmal zu schaffen?"

Die Teilnehmer:innen erarbeiteten eine Zukunftsperspektive in welcher alle Luftfahrtstakeholder konsequent „green" – im Sinne der EU-Ziele – agieren. Gruppendiskussionen außerhalb der Organisationssicht hoben hervor, dass es keine Einheitstechnologie geben wird, sondern eine Vielzahl an Lösungen, welche allesamt ihren Beitrag zu einer klimaneutralen Zukunft leisten werden.
Um ein Alleinstellungsmerkmal für Österreich zu schaffen wurde von den Teilnehmer:innen kommuniziert, beispielsweise Infrastruktur für neue Antriebskonzepte an Flughäfen schon früher bereitzustellen oder bestimmte Technologiepfade intensiver zu verfolgen. Branchenübergreifendes Lernen aus der Automobil-, Energie oder Schifffahrtsbranche ermöglicht eine gesamtheitliche Betrachtung als Ausgangspunkt für die Planung von Kooperationsprojekten. Auch das Bereitstellen von Mitteln und Know-How für die lokale Produktion von Energieträgern kann Österreich aus Stakeholdersicht zu einem Alleinstellungsmerkmal verhelfen.

"Welche notwendigen FTI Initiativen/Themen/Vorhaben zu Sustainable Aviation Fuels (SAF) – Biotreibstoffe, synthetische Treibstoffe, Wasserstoff – Entwicklung und Systemfähigkeit – braucht es, um die grüne Zukunft zu erreichen?"

Diskussionen des zweiten Teils des Workshops heben politisch/rechtliche, ökonomisch/ökologische und technologie- sowie akteursgetriebene Themen hervor. Vereinfachte politische Rahmenbedingungen für Entwicklung und Implementierung, Technologieoffenheit, ein Einbezug des gesamten Ökosystems und die Forcierung internationaler Kooperationen sind zentrale Schlussfolgerungen aus Sicht der in einzelnen Gruppen erarbeiteten kreativen Prozesse.
Am Ende des Workshops wurde von allen Teilnehmer:innen die Frage bearbeitet, wie Vorhaben einer Ausschreibung für SAF (Biotreibstoffe, synthetische Treibstoffe und Wasserstoff), Entwicklung und Systemfähigkeit die österreichische Expertise optimal unterstützen kann. Hervorgehoben wurde die Forcierung von internationaler Zusammenarbeit wie Public Private Partnerships oder Leuchtturmprojekte und Regulatorische Mechanismen um Investitionssicherheit sicherzustellen. Know-How Aufbau durch Förderung von Nachwuchswissenschaftler:innen und –fachkräften ist ebenso essentiell wie das gesamte Ökosystem mitzudenken, von Produzent:in bis Endnutzer:in. Zentrales Thema war dabei, wie erneuerbarer grüner Wasserstoff künftig in Triebwerken oder Speichern verwendet werden kann sowie die engere Zusammenarbeit von Treibstoffherstellern mit Flughäfen beziehungsweise Triebwerks- und Motorenherstellern.

 

Nähere Informationen zum TAKE OFF Programm finden Sie hier.