Drohnen Forum Österreich
Fast zeitgleich mit der Veröffentlichung der Europäischen "Drone Strategy 2.0" in Brüssel diskutierten Akteurinnen und Akteure der österreichischen öffentlichen Verwaltung, Behörden, Forschung und Industrie unter anderem über die Frage: "Wie wird das europäische Drohnenregulativ in Österreich umgesetzt? Welche Vorteile bietet es, welche Herausforderungen sind zu meistern?".
Wie wird das europäische Drohnenregulativ in Österreich umgesetzt? Welche Vorteile bietet es, welche Herausforderungen sind zu meistern?
In der ersten von drei Sessions veranschaulichte die Austro Control Bedarfe an Drohnenbetreiber, legte einen Schwerpunkt auf die Safety Promotion und Aufsichtsfunktion des Drone Competence Centers und blickte auf Aktivitäten im Jahr 2023. Anknüpfend an die Anforderungen an Drohnenbetreiber zeigte der darauffolgende Beitrag den Weg zu einer "specific"-Betriebsgenehmigung. Bei dem Unternehmen Smart Inspection GmbH werden Drohnen beispielsweise eingesetzt, um Gebäude oder Infrastruktur zu inspizieren. Dies erfordert die vorherige Betriebsgenehmigung der Drohne innerhalb der "specific"-Kategorie – ein Genehmigungsprozess, dessen Vor- als auch Nachteile erläutert wurden. Der Niederösterreichische Drohnenhersteller APELEON verkündete seine Zusammenarbeit mit dem ÖAMTC für den Transport für Prioritätsfracht und stellte verschiedene Anwendungsfälle für sein neues unbemanntes Fluggerät, als auch dessen Wachstumspotentiale dar. Das Unternehmen Schiebel erhielt als erster Hersteller in Österreich das Light UAS Operator Certificate (LUC) für seinen unbemannten Hubschrauber CAMCOPTER® S-100 ausgestellt und berichtete über den Weg dorthin, von einer Vorstudie über die erste Antragstellung bis hin zur Ausstellung des Zertifikates seitens der Austro Control.
Die Fernmeldebehörde zeigte das Thema der Frequenznutzung aus fernmeldebehördlicher Sicht auf. Sie unterrichtete das Publikum über Bewilligungspflichten, Spezifika der Drohnenabwehr und der Technologie "FLARM" sowie deren Anwendungsbereiche. Drohnen zur Einsatzunterstützung für Blaulichtorganisationen wie der Feuerwehr, dem Roten Kreuz oder der Wasserrettung sind einerseits, wie durch Studien nachgewiesen, von der Bevölkerung stark akzeptiert, sowie andererseits eine große Unterstützung in zahlreichen Anwendungen. Einsatzerfahrungen und die Zusammenarbeit mit Industrie und Forschung hoben die zukünftige Wichtigkeit dieser Anwendungen hervor.
Nicht nur zu wissen, welche Drohnen fliegen dürfen, sondern auch wo diese Drohnen eingesetzt werden dürfen, war Thema des Beitrags von Frequentis über Geozones und Digitalisierung. Der EUROCAE Standard ED-269, welcher sich mit dem Ziel befasst, Informationen für Endnutzer:innen verfügbar zu machen und minimale operationelle Performance Standards für Geofencing bereitzustellen, wurde bildhaft präsentiert. Das Unternehmen Dimetor zeigte die Wichtigkeit der Konnektivität für Flüge außerhalb der Sichtverbindung, auch BVLOS genannt, auf. Außerdem stellte Dimetor die Verbindung von Telekom- und Luftfahrtanwendungen für sichere und effiziente Drohnenanwendungen anhand vieler Anwendungsbeispiele dar.
Mit welchen Innovationen kann Österreichs Drohnenforschung internationale Zukunftsfragen lösen?
Am Nachmittag diskutierten zwei Panels über Österreichs Innovationen in der Drohnenforschung um internationale Zukunftsfragen zu lösen und die nötige Akzeptanz für Drohnen in der Bevölkerung. Auf die Impulspräsentation der FFG über Fördermöglichkeiten für UAS innerhalb nationaler Programme folgte ein spannendes Panel mit Forschungseinrichtungen und Fachhochschulen.
Mit AIRlabs Austria steht Österreich eine F&E Infrastruktur zur Verfügung um, innerhalb verschiedenster Testszenarios und dem Testgebiet Steinalpl, Drohnenflüge zu absolvieren. Diese Infrastruktur steht, wie betont wurde: "allen Stakeholdern in Österreich gleichermaßen zur Verfügung" und bietet aufgrund seiner Gegebenheiten große Vor- aber auch manche Nachteile gegenüber anderen internationalen Testgebieten. Die Effektivität von Testumgebungen bezieht sich zu einem großen Teil auf die Testzwecke, so wurde in einer Diskussion über derzeit herrschende Barrieren und mögliche Lösungen gesprochen.
"Wo und warum entstehen Innovationsbarrieren und wie kann man sie adressieren?" Dieser Frage ging das Panel nach, und befasste sich mit den Fördermöglichkeiten der FFG, Kooperationen und Vorreiterpositionen in Österreichs Drohnenforschung. Im Bereich der Allwettertauglichkeit erforscht das Österreichische Institut für Vereisungswissenschaften in der Luftfahrt das Verhalten von Drohnen in Schnee, Regen und Eis. Dieses Wissen ist unumgänglich für die künftigen Einsatzmöglichkeiten für Klima-, Natur-, und Artenschutz oder in Blaulichtorganisationen. Die FH Kärnten forscht an solchen unterstützenden Anwendungsfällen, beispielsweise in der Landwirtschaft oder im Bereich des Umweltmonitorings, um den größtmöglichen Impact für die Bevölkerung zu erzielen. Drohnenschwärme sind ein weiteres spannendes Forschungsgebiet, welches innerhalb der Lakeside Labs behandelt wird. Für das Testen von Drohnenschwärmen und deren Kommunikation über 5G-Netzwerke steht in Klagenfurt die größte Indoor-Drohnenhalle zur Verfügung.
Wie erreichen wir die nötige Akzeptanz für Drohnen in der österreichischen Bevölkerung?
Im Rahmen des Drohnen Forums Österreich und der dritten Session der Veranstaltung wurde erstmals offiziell die BMK Studie GARDA - Gesellschaftliche Akzeptanz & Relevanz ziviler Drohnenanwendungen in Österreich, von der Austrian Association for Drones (AAD) vorgestellt. Die Forschungsfragen bezogen sich auf die Einsatzbereiche besonders nutzenbringender Anwendungen, Herausforderungen innerstädtischer und ländlicher Mobilität sowie Potentiale für Forschung, Technologie und Innovation. Die Studie leitet 15 zentrale Schlussfolgerungen ab, dass beispielsweise der soziale, gesellschaftliche Mehrwert einer Drohnenanwendung massiv deren Akzeptanz in der Bevölkerung bestimmt, Lärm- und der Schutz der Privatsphäre als Problematisch gesehen werden, sowie das Bedürfnis nach Information sehr ausgeprägt ist – staatliche Informationsarbeit ist daher sehr willkommen.
Anschließend an die Studienpräsentation diskutierten Vertreter:innen des AAD, der Austro Control, der Bundesforste, von FACC, Frequentis und der Post über einen effizienten und akzeptierten Drohneneinsatz. Im Einsatzbereich für Blaulichtorganisationen ist FACC bereits in Kooperation mit dem Krankenhaus in Ried im Innkreis und wünscht sich auch für Wien künftig mehr Anwendungen von Organtransporten per Drohne – dies kann bei einer Flugzeit von nur 10 min von Flughafen bis zum AKH Leben retten. Die Post sprach über Tests mit Schwerlastdrohnen, um den Einsatz von umweltschädlichen LKWs zu reduzieren. Die Effizienz dieser Anwendungen hängt jedoch noch von der Umsetzung des Regulativs ab, da diese Transporte in der Einflugschneise eines Flughafens stattfinden würden, in welcher Drohnenflüge untersagt sind. Die Teilnehmer:innen des Panels waren sich einig: Um die Akzeptanz zu erhöhen müssen mehr Informationen über Drohnenflüge bereitgestellt werden. Ähnlich wie mit dem Informationsdienst Flightradar24.com könnte eine Software über aktuell fliegende Drohnen die Skepsis über sich in der Luft befindliche Fluggeräte verringern. Diskutiert wurde unter anderem auch die Möglichkeit von speziell für Drohnen genutzte Luftkorridore.